KlangRaumZion stellt sich im Kirchenfenster vor

MTitelblatt Kirchenfenster 2017Im Kirchenfenster Oktober/November 2017 der Ev. Kirchengemeinde am Weinberg stellt sich das Projekt KlangRaumZion vor.

KlangRaumZion

Bei der feierlichen Wiedereinweihung der Zionskirche im Sommer 1953 waren sich, so verzeichnet es die Gemeindechronik, „alle bewußt, daß zur endgültigen Vollendung des Werkes noch vieles fehlt“. Insbesondere auf die fehlende Orgel wurde verwiesen. Die ursprüngliche Sauer-Orgel war in den Kriegs- und Nachkriegswirren durch Plünderer zerstört worden – und fehlt bis heute. Dabei war die Zionskirche mit ihrem weiten, hellen, wie ein Zentralbau wirkenden Innenraum von ihrem Architekten August Orth nicht zuletzt in Hinblick auf ihre herausragende Akustik entworfen worden.

Die Orgel in Zion hat eine wechselvolle Geschichte. Sie wurde schon wenige Jahre nach der Einweihung der Kirche 1873 stark beschädigt, als ein Gewicht der Turmuhr herabstürzte. Als sie dann 1905 von der Firma Sauer überholt und umgebaut wurde, war die Gemeinde so klamm, dass die Kosten gestundet werden mussten. Immerhin gab es nun einen beheizten Raum für den Organisten und den Bälgetreter (erst 1913 wurde ein Motor eingebaut). 1917 mussten alle Zinnpfeifen als kriegswichtig abgegeben werden.

Unter dem Projektnamen KlangRaumZion wollen Gemeinde und Förderverein nun auf einen Orgelneubau zugehen, verbunden mit einer behutsamen denkmalgerechten, die Spuren der Geschichte bewahrenden Innenraumsanierung. Die neue Orgel soll sich, und das ist die Besonderheit, nicht an historischen Vorbildern orientieren, sondern als visionäres Instrument auch auf die Bedürfnisse zeitgenössischer Orgelmusik ausgelegt sein. Für die an historischen Instrumenten reiche Orgellandschaft Berlins, Brandenburgs und des gesamten norddeutschen Raums wäre dies ein Novum. Angesichts der zahlreichen VertreterInnen der Neuen Musik in Berlin könnte sich die Zionskirche perspektivisch als Zentrum zeitgenössischer sakraler Musik mit nationaler und internationaler Strahlkraft etablieren und zu einem Ort innovativer musikalischer Andachtsformen entwickeln. Ein vergleichbares Instrument findet sich in Deutschland nur noch in Köln. Im kommenden Jahr soll das Projekt der breiteren Öffentlichkeit im Rahmen einer Fundraisingkampagne vorgestellt werden.

Andreas Pflitsch, Vorsitzender Förderverein Zionskirche
Maximilian Schnaus, Kirchenmusiker der Gemeinde am Weinberg